SANDuhren – Symbolik – Ansichtskarten
SANDuhren auf Ansichtskarten
Postkarten erscheinen uns heute als eine Selbstverständlichkeit und sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken; sieht man von der Entwicklung der neueren, zunehmend genutzten elektronischen „Karte“ per Handy ab. Die Postkarte als offen lesbares schriftliches Dokument war jedoch erst möglich, als der Oldenburger Heinrich von Stephan seine Idee dazu von 1865 in die Tat umsetzen konnte, als er selbst Generalpostdirektor des Norddeutschen Bundes wurde. Er führte die
erste „Correspondenzkarte“ zum 1. Juli 1870 vorerst für Bayern, Württemberg und Baden ein. Der Erfolg war unstrittig, als nur zwei Monate nach dieser Einführung zwei Millionen Karten verkauft wurden. Den eigentlichen Aufschwung der Postkarte, die aufgrund ihrer bildlichen Motive bereits im Wortsinn als Ansichtskarte zu bezeichnen war, erlebte sie erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts. 1896 war einerseits der Druck farbiger Ansichtskarten möglich geworden und andererseits der Tourismus gestiegen.
Um 1900 produzierte eine einzige Firma in Hessen täglich bis zu 100 Motive und allein im Jahr 1903 wurden 1,16 Milliarden! (1.160.000.000) Ansichtskarten nur in Deutschland verschickt. Deutschland gilt als das Ansichtskartenland überhaupt. Das charakteristische Aussehen der Ansichtskarten um die 1900er Jahrhundertwende war vor allem durch Lithografien geprägt. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 wurden Ansichtskarten vermehrt zu feierlichen Anlässen verschickt. Weihnachten, Pfingsten, Ostern oder Neujahr waren gern genutzte Feiertage, zu denen Ansichtskarten an die Liebsten geschrieben wurde. Der Motivschmuck war entsprechend seiner Zeit, und auch die realen und die symbolischen Darstellungen entsprachen dem zeitgemäßen Geschmack.
Sanduhrenkarten zu großen Feiertagen
Sanduhren waren in der Symbolik für die ablaufende Zeit um diese Jahrhundertwende noch relativ häufig anzutreffen. Bei der Verwendung von Sanduhrenabbildungen auf Postkarten sagt bereits ein grober Blick auf die überlieferten Exemplare einige Tendenzen aus. Sanduhren waren auf deutschen Ansichtskarten nicht im Überfluss abgebildet worden. Dagegen zeugen die Karten in den Vereinigten Staaten eine enorme Vielzahl in den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Gelegentlich läßt sich die Herkunft der US-amerikanischen Karten aus Deutschland nachweisen; dies unterstreichen nicht nur die Verlagshinweise auf den Rückseiten, sondern auch die nahezu gleichen Motive; sieht man von der Sprache ab. Bei den amerikanischen Karten sind es im Besonderen die Neujahrskarten, auf denen die Sanduhr symbolisch den Wechsel zum neuen Jahr im Sinne des (zeitlichen) Ablaufs des alten Jahres dar stellen. Allein die Anzahl der bisherigen Nachweise dieser Karten belaufen sich auf rund 200 Motive. In Deutschland hingegen sind es lediglich gut ein Dutzend Neujahrskarten, die eine Sanduhr aufweisen; ebenso die schwedischen Karten. Diese fallen durch ihre ganz eigene stilistische Kunstform auf. Die deutschen Neujahrskarten vermitteln eher den Eindruck, das neue Jahr zu begrüßen, als sich vom alten Jahr zu verabschieden. Aus Frankreich, Großbritannien, Italien, den Niederlanden und Österreich sind nur Einzelstücke bekannt.
Zum Sanduhrenkartenkarbinett
Abgesehen davon, dass in jedem Land die Muttersprache auf den Karten verwendet wurde, ähneln sich alle Karten unabhängig ihrer Herkunft allein schon stilistisch. Sie spiegeln sozusagen den damaligen Geschmack wieder. Die Hauptgruppe alles „Sanduhren-Karten“, die Neujahrskarten, werden durch einige weitere Feiertagskarten ergänzt. Dabei kommt es auch zu auffälligen Ähnlichkeiten. Die hohe Anzahl der oben erwähnten Motivherausgaben mag einer der Gründe dafür gewesen sein, dass sich das gleiche Motiv als Neujahrs-, als auch als Weihnachtskarte wieder findet. Mischkarten zu Weihnachten und Neujahrswünschen sind seltener zu finden. Pfingsten, ein bedeutenden christliches Fest, wird lediglich mit einer bekannten Karte belegt.
Sanduhrenkarten zu anderen Anlässen
Sieht man von den Ansichtskarten ab, auf denen alte Plastiken, Gebäude, Kanzeln, Grabsteine oder Epitaphe usw. abgebildet werden, wurden Sanduhren zu relativ wenig Anlässen auf Karten abgebildet. Möglicherweise war es die verloren gegangene Bedeutung der Sanduhr als Messinstrument, warum sie verschwand. Schon die Neujahrskarten Anfang des 20. Jahrhunderts lassen einen Wechsel von der Abbildung einer Sanduhr zur mechanischen Uhr erkennen.
Pfingsten oder Geburtstage stellen weitere Anlässe dar, die im Zusammenhang mit der Zeit und damit zu ihrer Darstellung durch Sanduhren erschienen. Einzelkarten erschienen dazu auch in den 1930er und 1950er Jahren. Die Vielfalt der Karten hängt direkt mit der Gestaltungsfreude der Produzenten zusammen; der Fantasie sind spätestens mit Einzug des Computers keine Grenzen gesetzt.
Motivkarten mit Sanduhrenabbildungen
Alte Plastiken, Gebäude, Kanzeln, oder Ephitaphe usw. werden immer wieder auch auf touristische Erinnerungskarten abgebildet. Dabei handelt es sich meistens um Fotos der Motive, die auch eine Sanduhr zeigen. Sie können daher nicht unmittelbar mit den symbolischen Darstellungen von Sanduhren, wie die oben erwähnten verglichen werden; stellen eher eine eigene Sparte der Ansichtskarten mit Sanduhren dar. Auf einigen Postkarten findet sich auch die gängigen symbolischen Darstellungen des Todes mit Sanduhr. Die Stilrichtungen variieren dabei so, wie ihre Motive.