Sandregister mit verschiedenen Sandproben

SANDuhren – AlltagsSANDuhren

Die SANDuhr im Alltag

Die im 18. und 19. Jahrhundert eher rückläufige Verwendung der SANDuhr als Zeitmesser – die mechanischen Uhren hatte sich erfolgreich ihren Weg in der Geschichte der Technik gebahnt – erfuhr im 20. Jahrhundert eine Umkehrung. Mit der Verwendung der SANDuhr als Eieruhr ist die SANDuhr heute auf vielen alltäglichen Gebieten so aktuell und weit verbreitet, wie sie es vorher wohl niemals war. Die modernen SANDuhren im Alltag.

Stellt man die Eieruhr den anderen SANDuhren aus der Seefahrt oder der Kanzelsanduhr gegenüber wird schnell eine Parallele deutlich. Eine notwendige Zeitmessung für einen ganz bestimmten Zweck stand Pate für die „Erfindung“ einer entsprechenden, dafür geeigneten SANDuhr. Für Verwendung der SANDuhr in den unterschiedlichen Anwendungsgebieten und entgegen des darin verwendeten „Sandes in der SANDuhr“ wird der Einfachheit halber weiterhin der Begriff SANDuhr verwendet.

Die SANDuhren im Alltag überleben seit ihrer schleichenden Verdrängung durch die mechinische und digitale Zeitmessung bis heute in kleinen Nischen. Noch immer entstehen SANDuhren für kleine, unbedeutendere Zwecke als in den letzten 600 Jahren. Der Wandel erfolgte insbesondere seit Mitte des 20. Jahrhundert.

Pulsuhren

Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts ergab sich in Krankenhäusern und Lazaretten die Notwendigkeit, mit einem Hilfsmittel den Puls der Patienten zu messen. Diese Pulssanduhr hat die Laufzeit von 15 Sekunden(!), die beim Fühlen des Pulses standardmäßig verwendet wird. Die Genauigkeit dieser SANDuhren ist dabei zumindest bemerkenswert und liegt nach Testungen bei nahezu 92,5 % der durchgeführten 500 Durchläufe. Die Multiplikation der gefühlten Pulsschläge mit vier ergibt den Pulsschlag in der Minute. Möglichweise des einfacheren Rechenweges wegen sind auch Pulssanduhren mit einer Laufzeit von 30 Sekunden produziert worden. Bei dieser SANDuhr handelt es sich um eine noch immer im Einsatz befindliche SANDuhr, die traditionell von Schwesterschülerinnen eingesetzt wird. Die Ausführung variiert hinsichtlich der Befestigung. Der kleine, längliche Glaskolben befindet sich lose in einem zu öffnenden Metallgehäuse, dessen Seiten Sichtschlitze haben. Eine Öse erlaubt die Uhr an einem Band oder Kette zu tragen; Clips am Deckel ermöglichen das anheften an einer Arztkitteltasche. Selbstverständlich sind in den jüngsten Jahren auch Pulsuhren aus Plastik hergestellt worden; oft mit Werbeaufdruck.

Schichtuhren

So genannte Schichtuhren sind bereits bei den ursprünglichen historischen SANDuhren erwähnt worden. Sie dienten zur Messung einer Arbeitsschicht. Schichtuhren sind insbesondere im Harzer Raum aus den Minen und Gruben bekannt. Seit wann ihr Einsatz stattfand ist nicht geklärt, jedoch gehörten sie spätestens mit der Einstellung der Minenarbeiten in den 1960er Jahren der Vergangenheit an. Die Schichtuhr bestand aus zwei großen flaschenartigen Kolben oder Behältern. Grund für diese unkonventionelle Bauweise war die enorme Laufzeit von acht Stunden und der dafür erforderlichen Menge des durchlaufenden Sandes.

Saunauhren

Als Saunen als Mittel zur Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens Mode wurden, zogen sie seit den 1960er Jahren in so manche Einfamilienhäuser ein. Hohe Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit im Schwitzraum mache es notwendig, eine funktionierende Uhr bereit zu halten, die diesen Umständen trotzte. Die SANDuhren boten sich hier an. Meistens sind sie aus hitzebeständigem Holz gearbeitet und besitzen einen länglichen Glaskolben. Die Bauart ist fast immer gleich, auch wenn ihre Gestaltung mitunter variiert. Die Laufzeit der Saunauhren misst in der Regel 30 Minuten.

Telefonuhren

SANDuhren fanden als Telefonuhren ausschließlich in Deutschland Anwendung. Als Anfang der 1980er Jahre die Deutsche Post (noch Monopolist als Telefonanbieter) das Telefongespräch hinsichtlich seiner Laufzeit einschränkte. Der erste Telefontakt wurde erfunden. War ein Gespräch zuvor unendlich, beschränkte die Post einen Takt nun auf acht Minuten. Eine neue Anwendungsmöglichkeit für die SANDuhr war geboren, und es entstanden eine Reihe von gestalterisch unterschiedlichen SANDuhren meist mit einem telefonhinweisenden Element oder in Telefonhörerform und natürlich einer mehr oder weniger genauen Laufzeit von acht Minuten. Ihre Verwendung beschränkte sich nur bis zur Änderung der Taktfrequenz. Eine Nachfolgeruhr ist nicht bekannt.

Pädagogenuhren

Der Begriff der Pädagogenuhr entspringt der dichterischen Freiheit des Autors. Er nimmt wesentlichen Bezug auf die pädagogische Arbeit und der damit verbundenen Verwendung dieser SANDuhr. Sie könnte, wie viele modernen SANDuhren als Dekouhr bezeichnet werden, jedoch ist ihr spezieller pädagogischer Einsatz deswegen kennzeichnet geworden, weil sie durch den Handel pädagogischen Spielzeugs als optische Uhr für Kinder angeboten wird. So kommt sie vor Allem in Kindergärten und ähnlichen Einrichtungen zum Einsatz.

Grundsätzlich handelt es ich bei dieser Uhr um eine SANDuhr, wie sie vom Baustil seit den 1990er Jahren in den Handel kam. Die Laufzeiten liegen je nach Baustil bei 15 bzw. 30 Minuten. Ideal, den Kindern optisch die Zeit bzw. das Verrinnen der Zeit stets vor Augen halten zu können, die sie noch spielen oder ein bestimmtes Spielzeug benutzen dürfen. Aufgrund ihrer Anwendung sind sie oft in Gestellfarbe und Kolbenfüllung farblich nuanciert. Die Kolbenfüllung auch dieser SANDuhren symbolisieren den Wandel bei der Verwendung des Laufsediments. Sie bestehen wahrscheinlich allein aus optischen Gründen und Produktionskosten aus einem Perlengranulat.

Spieleuhren

Eine andere Art von SANDuhren wurde ebenfalls zum Spielen benutzt. Bei diesen Spieleuhren handelt es sich um meist günstig produzierte PlastikSANDuhren mit industriell hergestellten Kolben, die ebenfalls nicht selten aus Plastik bestehen. Sie sind insbesondere in Gesellschaftsspielen zu finden, bei dessen Spielablauf die Messung von kurzen Zeitabschnitten erforderlich; meistens um die Zeit eines Spielzuges einzuschränken. Die ersten SpieleSANDuhren wurden in den 1970er Jahren eingesetzt; erlebten aber zum Ende des Jahrtausends eine zunehmende Verwendung. Je nach Produktionsaufwand werden diese SANDuhren gelegentlich auch mit Aufdruck des Spielenames hergestellt oder zu bestimmten Anlässen, wie Spielturnieren speziell gefertigt. Die Qualität dieser SANDuhren ist naturgemäß eher geringwertig; entsprechend wird seit den 1980er Jahren hauptsächlich meistens helles Perlengranulat als Füllmaterial verwendet.

Zahnputzuhren

Spätestens in den 1990er Jahren kamen vermehrt und um die Jahrtausendwende nahezu wie eine Sintflut ZahnputzSANDuhren auf. Sie dienen der Messung der Zeit, die zum Zähneputzen aufgebracht werden sollte; zwei Minuten. Nicht selten besteht bei diesen SANDuhren eine Parallele zu den WerbeSANDuhren, insbesondere für die Zahnpastawerbung. Jedoch wurde der Markt um die Jahrtausendwende mit schier unendlich vielen Gestaltungsvarianten ohne Werbung überschwemmt. Möglicherweise liegt dies einem pädagogischen Zweck zu Grunde; der Zahnpflege der Kinder. Die ersten einfachen Zahnputzuhren aus den 1980er Jahren besaßen industriell genormte Kolben und waren mit einer drehbaren Klammerhalterung an einer mit Werbung bedruckten Rückpappe angebracht. Spätere Uhren waren geprägt durch eine zusätzliche Halterung für die Zahnbürste. An einer häufig farbenprächtigen Figur jeglicher Art befindet sich eine IndustrieSANDuhr, die mit einer Klammer zum Drehen der SANDUhr gehalten wird. Die Kombination von SANDuhr und Bürstenhalterung etablierte sich. Nicht selten werden Serien unterschiedlicher Figurmotive aufgelegt. Unverkennbar sind Kinder die Zielgruppe dieser ZahnputzSANDuhren.

Werbeuhren

Grundsätzlich gibt es kaum ein Bereich des Lebens, den man als werbefrei bezeichnen kann. Dies gilt auch für die SANDuhren. Schon in den 1910er Jahren hatten Firmen dieses beliebte Messinstrument als Werbeträger entdeckt. Warum jedoch eine Firma sich selbst oder ein bestimmtes Produkt mit einer SANDuhr bewerben möchte, ist unklar. Handelte es sich um ein Kieswerk wäre die Deutung unstrittig. Jedoch zeigen die WerbeSANDuhren keineswegs einen direkten Bezug zu SAND, so dass unterstellt werden muss, dass die Beliebtheit der SANDuhr der Grund ist, sie als Werbeträger zu verwenden; abgesehen von ihrer kostengünstigen Herstellung. Dabei ist ein Augenmerk auf die Tatsache zu lenken, dass SANDuhren naturgemäß gewölbte Kolben besitzen, die in einem wie auch immer gearteten Gestellt befestigt sind. Die Problematik liegt also an der überhaupt verfügbaren Fläche der SANDuhr, die zur Anbringung der Werbung verwendet werden kann. So sind in drei unterschiedliche Bauformen zu unterscheiden.

Die einfachste und zugleich älteste Bauform aus den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts ist die Anbringung des Kolbens an eine Trägerplatte, wie sie auch typisch für die später aufgekommenen ZahnputzSANDuhren waren. Es zählt darunter auch ein beliebtes Sammlerstück mit einer Blechplatte, auf der neben dem Kolben auch eine Einkaufsliste der wichtigsten Waren dieser Zeit gelistet ist. Diese können mit einem Schiebestift als notwendig oder nicht markiert werden. Die Laufzeit

Eine weitere Bauform ist die Verwendung des Gestells einer „normalen“ SANDuhr. Die Außenflächen der Deckplatten werden als Werbefläche bedruckt, selten beklebt. Ihre Herstellung scheint die günstigste aller Bauformen zu sein, weil sie am häufigsten anzutreffen ist. Dabei ist auffällig, dass es sich oft um einfache Industriekolben handelt, die in einem Holzgestell mit zwei oder drei Verbindungsstegen befestigt sind.

Die ansprechende Bauform ist die Verwendung des Kolbens selbst. Versteht man unter Kolben die eigentliche SANDuhrform, so handelt es sich bei dieser Verwendung jedoch um eine außerordentliche Ausnahmen. Die Kosmetikfirma Chanel ließ ihren Firmennamen wahrscheinlich auf eine eigens dafür in den 1990er Jahren hergestellte SANDuhr ohne Gestell prägen. Der Kolben ist an beiden Seiten abgeflacht, so dass die SANDuhr auch beidseitig gestellt werden kann.

Als SANDuhr, die ausschließlich aus einem Korpus bestehen, bieten eine sehr geeignete Form der Werbefläche. Diese SANDuhren, auch BlockSANDuhren genannt, bestehen aus einem einzigen stehfähigen Block. Hierbei kommt offensichtlich sehr häufig Kunstharz, aber auch Glas zum Einsatz. In der Regel handelt es sich um quadratische oder rechteckige Blöcke. Zwei Typen werden von diesen BlockSANDuhren hergestellt. Seltener anzutreffen sind die Blöcke, in deren Mitte zwei Kolbenformen nicht mit dem Blockmaterial ausgegossen werden. Sie besitzen keinen eigenen Kolben. Der am häufigsten hergestellte Typ ist der Block mit einem eingegossenen Kolben. Industrie- und handgeblasene Kolben variieren hier. Unterstellt man, dass diese SANDuhren nicht ausschließlich der Zierde wegen produziert werden, erscheint die Verwendung als Briefbeschwerer am gängigsten. Bereits in den 1960er Jahren gab die Firma Shell einen Werbeblock heraus; noch vor der Ölkrise einige Jahre später. War die Zeit des Überflusses abgelaufen?

Sonstige SANDuhren

Die Auflistung der unterschiedlichen Verwendung von SANDuhren könnte bis ins Kleinste getrieben werden. Um eine Übersichtlichkeit zu gewähren, werden Sonderuhren oder Einzelstücke möglicher exotischer Anwendungen in dem Kapitel Sonstige SANDuhren zusammengefasst. Ihre Bauweisen unterscheiden sich dabei normalerweise ebenso, wie alle anderen, hier systematisierte SANDuhren auch. Es handelt sich darüber hinaus auch meistens um Mischformen. WerbeSANDuhren stellen sicherlich genauso eine Zieruhr dar. Um der Unterscheidungsmöglichkeit zwischen den Bauformen und dem Nutzen einer SANDuhr Rechnung zu tragen, beinhalten die Sonstigen SANDuhren ihrer nichtspezifischen Anwendung wegen alle weiteren SANDuhren. Eine themenorientierte Zuordnung soll dabei dennoch beibehalten werden.

Zieruhren

Hurz. Mit diesem einfachen Wort aus der Feder eines bekannten deutschen Komikers lässt sich die Vielfalt der Bauweisen und Gestaltungen der SANDuhren beschreiben, die lediglich die Aufgabe der Zierde inne haben. Die Nutzung dieser Zieruhren für bestimmte Messungen schließt sich jedoch nicht aus. Sie ist lediglich von der Genauigkeit und der Laufdauer abhängig.

Diese SANDuhren sind in ihrem Erscheinungsbild ausschließlich von der Kreativität ihrer Entwerfer und Erbauer abhängig. Künstler gestalten solche SANDuhren möglicherweise auch mit einem ihnen sinnvollen Hintergrund. Die Uhren sollen möglicherweise eine tiefere Aussage transportieren. Im Allgemeinen sollen sie jedoch einem einzigen Zwecke dienen: der Zierde. Entsprechend gibt es keinerlei Bedingungen bei der Laufzeit, dem Füllmaterial oder Gestellmaterialien. Der optische Eindruck ist primär das Wesentliche dieser Uhren. So fällt es an dieser Stelle auch schwer, aus der schier unermesslichen Vielzahl der Varietäten Beispiele zu erwähnen. Sie finden sich in dem SANDuhrenkataster dieser Seiten.

Touristische Souveniruhren

Der Bereich der touristischen Souveniruhren spiegelt gleichzeitig einen Teil der Zieruhren wieder, denn als solche sind sie in der Regel vorgesehen. Die Bauformen umfassen praktisch die vollständige Palette der SANDuhren. Dies gilt auch für die Laufzeiten, obwohl sie meistens wenige Minuten betragen. Wieder einmal ist es die Zeit der wachsenden Beliebtheit der SANDuhren, als Anfang des 20. Jahrhunderts die ersten Souveniruhren entstehen. Diese Entstehung geht in unmittelbaren Zusammenhang mit der Touristisierung und dem wachsenden Freizeitgedanken einher.

Vor allem Urlaubsorte stellen ein beliebtes Motiv dar, dessen Ansichten in kleinen Bildchen an den Rückbrettchen angebracht sind. Ein Andenken, das vielleicht am charakteristischsten für die 1950er und 1960er Jahre beschrieben werden kann. In der Folge kam es schließlich auch zu gewissen Personenkulten. Exemplarisch mag hierfür eine aus den 1990er stammende SANDuhr aus einem Holzbrettchen stehen, das ein großes Bild des britischen Adelspaares Lady Diana und ihrem Gemahl Charles zeigt. Aus Orten, die als bekannte Urlaubsorte zu bezeichnen sind, stammen SANDuhren, an oder in denen kleine ortstypische Muscheln, SAND oder andere Gegenstände eingearbeitet sind. Die Laufzeiten dieser SANDuhren sind nur sekundär. Ebenso das Füllmaterial, das zum Ende des Jahrtausend zunehmend aus SANDersatzgranulat besteht.

Eine weitere Art von Souveniruhren sind SANDuhren, die ausschließlich für die touristische Industrie hergestellt werden. Hier lassen sich bei Sichtung entsprechender Souvenirläden ganze Serien feststellen. Sie werden wahrscheinlich im Auftrage eines Produzenten gefertigt und sind abhängig der ortsspezifischen Gegebenheiten gestaltet. Delphine, Strände, Muscheln und andere Objekte werden in Kunststoff, Marmormehl oder anderen Materialien meist farbenfroh dargestellt und zieren die SANDuhr an den Deckplatten oder Verbindungsstegen. Dabei kann es gelegentlich geschmacklich zu sehr fragwürdigen Gestaltungen kommen. Nackte Frauen an einer türkischen SANDuhr erlauben zum Beispiel die Frage nach dem Einklang dieser Darstellung mit der konservativen religiösen Sichtweisen dieses Landes; der Begriff des touristischen Auswuchses darf Erwähnung finden. Jedoch lässt sich bekannter weise über Geschmack nicht streiten. In keiner SANDuhrengruppe sonst steht die Geschmacksfrage bei den Souveniruhren außer Frage.

SANDuhren Varia und Sonderformen

Sammler im Allgemeinen tendieren nicht selten dahin, alles, was ihr Sammelgebiet auch nur im Entferntesten anschneidet, zu Sammeln. Hierunter fallen nicht nur besondere SANDuhren, die durchaus auch einen Nutzen haben können, sondern auch ihre Bilder in der Kunst und den Abbildungen figürlicher Darstellungen an Gebäuden. Papierliche Dinge mit SANDuhrenmotiven, wie Briefmarken oder den niederländischen Todeskarten sind nur zwei weitere Beispiele der großen Palette des Sammelgebietes Varia.