Sandregister mit verschiedenen Sandproben

Sammelgebiete

Der Weg zu einer Sandsammlung mag generell immer ähnlich sein. Der Weg ihrer Weiterentwicklung liegt im Ermessen des Sammlers selbst. Die genannten Sammelgebiete schließen sich gegenseitig nicht aus. Nicht selten entwickeln sich Sammlungen zu Mischformen oder ergänzen sich. Der Insel sammelnde zoologisch Interessierte beschäftigt sich mit den Foraminiferen speziell der Inseln oder der Provinzsammler hat nur Proben von Stränden in der Sammlung. Der Kombinationsmöglichkeiten gibt es viele, und oft sind die Grenzen fließend.

Spaßsammlung

Die Spaßsammlung stellt die einfachste und in der Regel unorganisierteste Art einer Sandsammlung dar. Die einzige Zielsetzung dieses Sammelgebiets ist die Freude am Sand selbst. Oft werden die Proben mit unzureichenden Fundortangaben versehen, was sich in der Regel dem Sammler erst später erschließt, wenn die Sammlung schon auf wenige Hundert Proben erwachsen ist. Angaben wie „Insel Rügen“ oder „Italien, Mittelmeer“ stellen möglicherweise für einen geologisch Orientierten oder Mineraliensammler eine ausreichende Beschreibung dar; für Sandsammler wird mit zunehmender Probenzahl aber die Bedeutung einer sehr konkreten Fundortangabe wichtig. Nicht selten werden diese ersten Proben einer jungen Sammlung früher oder später entsorgt.

Gebietssammlung

Die Sammlung von Gebieten ist das verbreiteteste Sammelgebiet. Aufgrund ihrer Vielzahl von Möglichkeiten stellt sie auch die Erklärung dar, warum die Fundortangabe von elementarer Bedeutung einer Sandsammlung ist. Spätestens mit der zunehmenden Nutzung des Internets und der Möglichkeit, anhand von Google Earth die Koordinaten der Fundortbeschreibung zu ergänzen, wurde die Fundortangabe noch präziser.

Die größte Gruppe innerhalb der Gebietssammler ist die Gruppe der Staatensammler (richtiger Staatsgebietssammler). Ein früher Wunsch junger Sammler ist die Vervollständigung der Sammlung mit Sanden aus allen Staatsgebieten der Erde. Da dieses Sammelgebiet nur bis zu einem bestimmten Punkt funktioniert – es gelten heute ca. 220 Staatsgebiete auf der Erde – verändert sich die Sammlung oft in die Provinzsammlung. Die Provinzsammlung umfasst alle in einem Staatsgebiet eines Landes liegenden, politischen Einteilungen (Bundesland, State, Kanton usw.), der Provinz. Derzeit existieren rund xx.xxx Provinzen auf der Erde. Mit diesen beiden Sammelgebieten sind bereits rund 80 % der Sandsammlungen beschrieben.

Darüber hinaus gibt es noch weitere Gebietssammlungen, die sich auf geografische Gebiete beschränken. Es sind exemplarisch die Wüstensammlung, Strandsammlung, Inselsammlung, Minensammlung oder die Flusssammlung. Andere Gebietsammlungen stellen eher Ausnahmen dar, willkürliche Gruppierungen, wie die Farbsammlung oder die Historiensammlung. Die Farbsammlung zielt auf unterschiedliche Farbvarietäten einer Lokalität ab, meist aus Sandgruben (Ockerbrüche Roussillon/Frankreich oder Duingen/Niedersachsen). Eine so genannte Historiensammlung dff beinhaltet Sande von Lokalitäten mit einem geschichtlichen, filmischen oder anderen Hintergrund eines besonderen Ereignisses oder Gegebenheit. Dies sind beispielsweise die Südinsel Neuseelands [Drehort von Harry Potter], Casablanca/Marokko [Drehort Humphrey Bogarts Casablanca], Rastenburg/Polen [Adolf Hitlers Wolfsschanze] oder Omaha Beach/Frankreich [Invasionsstrand des II. Weltkrieges]. Soweit es an solchen Orten nicht an Sand mangelt, ein ebenfalls sehr unerschöpfliches Sammelgebiet.

FOTO: Reine Strandsammmlung von Franz Burbach (DE) (+)

Mineralogische Sammlung

Bei den beiden vorgenannten Sammelgebieten sind, abgesehen von der Geografie bei den Staatsgebiets- und Provinzsammlungen, konkrete wissenschaftliche Rahmenbedingungen nicht vorgeschrieben. Eine Mineralogische Sandsammlung hingegen unterliegt der Nomenklatur der Mineralogie. Ihre Begriffe und Regeln sind anzuwenden. Nur wenige Sammler beginnen im Laufe ihrer Sammeltätigkeit sich mit der Mineralogie des Sandes zu beschäftigen, wohl aufgrund des relativ großen Kenntnisbedarfs um Mineralien. Dagegen stellt die mineralogische Sandsammlung eine der interessantesten Sammelgebiete dar und kommt dem Gebiet der Mineraliensammler nahe. Seit Ende der 2000er Jahre hat das Interesse an besonderen Sandinhalten auch die Sammler der ersten beiden Sammelgebiete erfasst. Begriffe wie Schwerminerale, Magnetitkonzentrate oder Granate sind schon erste Anfänge, sich mit einer mineralogischen Sammlung zumindest anzufreunden. Ein Resultat, dass zweifel ohne den Sandvereinen – wie auch dem Deutsche Sandmuseum e.V. – und deren Publikationen, Vorträge und unermüdlicher Aufklärungsarbeit zu verdanken ist. Es gibt Sandsammler, die aus dem Gebiet der Kleinmineraliensammler, den Mikromountern, kommen und mineralogisch versiert sind. Die mineralogische Sandsammlung unterscheidet die Sandproben nach den zehn Gruppen des Gliederungssystems der Mineralien. Auch wenn Sand als Mischgemenge unterschiedlicher Mineralien vorliegt, die sich nicht selten nur über chemische Untersuchungen bestimmen lassen, so können Sande aufgrund ihrer Besonderheiten, die sie aufweisen, dem mineralogischen System zugeordnet werden. Hieraus ergeben sich entsprechende Sammelordnungen. Zur Mineralogischen Sammlung ist auch das Sammeln von Konzentraten zu zählen. Sie sind aufgrund ihrer Anreicherungen bestimmter Mineralien (Schwerminerale, Schwermetalle usw.) in der Zusammensetzung der Probe nicht natürlich entstanden, jedoch aufgrund ihrer natürlichen Inhalte als Konzentrat den gewöhnlichen Proben in Sammlerkreisen gleichgestellt.

FOTO: Systematisch sortierte Sammlung Siegfried Ehrlich (+)

Zoologische Sammlung

Die zoologische Sammlung unterliegt der Nomenklatur der Biologie, im Speziellen der Zoologie und der Paläontologie. Was auf den ersten Blick verwirrend erscheint und nicht zum Sand gehört, erschließt sich beim Blick auf die faszinierenden Skelette der Foraminiferen, Seeigelstachel, Riffbildner und anderen (meist marinen) Bestandteilen der Sande. Der Sandsammler versteht Sand nicht als mineralogisches Lockergestein, sondern auch als Ansammlung biogener Bestandteile. Diese Sande, die in der Regel aus Korallen-, Muschel- und Schneckenteilen bestehen, beinhalten eine Reihe von Tierfamilien. Diese Wissenschaft macht die zoologische Sammlung zu einem sehr umfangreichen Gebiet. Foraminiferen, Echinoiden [Seeigel], Bravalvien [Muscheln], Schnecken (Gastropoden) usw. können mit einer gewissen Vorkenntnis aufgrund ihrer Taxonomie anhand von Fachliteratur bestimmt werden. Es finden sich auch Sammlungen, die sich ausschließlich mit einem begrenzten dieser Fachgebiete beschäftigen, wie den Foraminiferen oder den Schnecken.

Spezialsammlung

Natürlich sind die vorgenannten Sammelgebiete auf ihre Weise auch jeweils ein Spezialgebiet. Im Sinne einer gewöhnlichen Sandsammlung bezieht sich diese Bezeichnung jedoch auf weitere Bereiche, die bislang in der breiten Masse kaum bekannt sind. Sie stellen Randgebiete dar, die meistens aus populär- oder wissenschaftlichen Gründen angelegt wurden. Dabei verschwimmt bei diesen Sammlungen auch die Zuordnung der Sammelobjekte zum Sand selbst, wie bei der Granulatsammlung oder Industriesammlung. Hierunter befinden sich „Sande“, die als Sandersatzsubstrat industriell genutzt werden und nicht selten Register Industriesandkünstlich hergestellt wurden. Auch Sande, die behandelt und gefärbt wurden, fallen hierunter. So sind dies „Sande“ für die Schleifmittelherstellung [Schmirgelpapier, Schleifsteine], dentistische Sedimente [Zahnpasta, Polierpasten, Zahnersatz], Filtertechnik [Aquarien- und Kaffeemaschinenfilter], Farbsande [gefärbte Dekosande, Maler- und Restaurationsbedarf] usw.. Eine Mischsammlung sind Sande, die industriell oder für die Bautechnik verwandt werden können, so für die Putz- oder Mörtelherstellung. Im strengen Sinne gehörten Sande, die aus industriellen Gründen gebrochen wurden [Brechsande], nicht in eine „normale“ Sandsammlung, sondern eigentlich in eine Industriesammlung, weil das Material eher als Stein und meist nicht als erodiertes Lockersediment/Sand in der Natur vorkommt (Eisenerze, Antimon, Sodalith usw., viele weitere Ziersteine und Restkörner der Steinaufbereitung).

Die Schreibsandsammlung oder Löschsandsammlung ist eine sehr spezielle Sammlung von Sanden, die seit den ersten Schreibstuben in den Klöstern anfielen. Es existieren wahrscheinlich weniger als eine Handvoll solcher Sammlungen. Die Schreibsande wurden nur bis Anfang des 20. Jahrhunderts als Sediment zum Abtrocknen/Auffangen von Tinten der Schriftstücke in Schreibstuben eingesetzt, noch bevor Löschpapier zum Einsatz kam. Bei diesen Proben handelt es sich oft nur um wenige Sandkörner, die jedoch aufgrund ihrer Zusammensetzung erstaunliche Proben hervorbringen. Originalproben, die aus dem 17. oder 16. Jahrhundert und früher stammen sind jedoch nur einem sehr begrenzten Personenkreis zugänglich, so dass dieses Sammelgebiet nur eine untergeordnete spielt, aber historisch betrachtet sozial- bzw. wirtschaftswissenschaftliche Aussagen treffen kann.

 FOTO: Einzelpräparate Schreibsande in Femazellen

WeinsteinWeitere Sammlungen sehr spezieller Sande oder sandartiger Körner sind ferner die Sammlung von Umweltverschmutzungsrückständen auf Stränden. So stellt zum Beispiel leider das so genannte Plastikkonfetti eine große Verschmutzung der Meere und damit auch der Strände dar. Sieht m